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Folgen von „Diesel-Gate“ in 2015: Absatzeinbußen, neue Regelungen und Hype für Elektroautos?

Die vergangenen Monate waren die Schlagzeilen der Automobilindustrie vor allem von Skandalen, gefälschten Emissionswerten und neuen Enthüllungen geprägt. Umso erfreulicher ist es, dass die Nachfrage nach deutschen Autos trotz des VW-Skandals ungebrochen zu sein scheint. Im Gegenteil: Im Jahr 2015 kauften die Deutschen so viele Autos, wie seit sechs Jahren nicht mehr. Dennoch bleibt der Skandal nicht ohne Folgen. Der TÜV-Süd fordert externe Prüfer, um weitere Manipulationen zu vermeiden.

Jahresbilanz 2015: Deutsche wollen neue Autos

Trotz des Skandals ist die Nachfrage nach deutschen Autos ungebrochen. Noch, sagt so mancher Experte und sieht schwierige Zeiten für 2016 und die folgenden Jahre voraus. Im vergangenen Jahr wurden rund 3,2 Millionen Personenwagen neu zugelassen worden Quelle: Kraftfahrtbundesamt. Das sei ein Anstieg von 5,6 Prozent im Vergleich zu 2014. Vor allem im Dezember sind offenbar zahlreiche Wagenschlüssel von Hand zu Hand gewandert, allein hier konnte ein Plus von 7,7 Prozent erzielt werden. In diesem Monat wurden allein 247.355 Pkw neu zugelassen.

Die positive Bilanz zeige sich nach Aussagen des Amtes bei allen deutschen Marken, auch der Skandal gebeutelter Konzern VW konnte seinen Absatz im Inland um 4,4 Prozent steigern. Jedoch muss der Konzern einen dramatischen Einbruch in den USA hinnehmen: 9,1 Prozent weniger Absatz als im Vorjahr. An der Spitze der deutschen Absatzsteigerungen stehen jedoch die Marken Smart, Mini und Porsche. Bei den ausländischen Autokonzernen hatten Jeep und Mitsubishi die besten gesteigerten Absatzzahlen. Die gute Inlandsnachfrage täuscht jedoch über die immer schwierig werdende Exportlage hinweg. Hier konnte zwar 2015 ebenfalls ein Anstieg registriert werden, der jedoch nur noch bei drei Prozent lag. Insgesamt wurden 4,4 Millionen Neuwagen aus Deutschland ausgeführt. Jedoch schon im Dezember ist ein Dämpfer in der Statistik. Hier ging der Export um 4 Prozent zurück (283.900 Pkw).

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Reform für den Zulassungstest: TÜV-Süd fordert mehr Transparenz

Eine deutliche Folge hat der Emissionsskandal allerdings doch: Kurz vor Ende des Jahres und damit vor dem Bekanntwerden der aktuellen Zahlen der Automobilindustrie kritisierte der Verband Technischer Überwachungsvereine (TÜV-Süd) infolge der Manipulationen beim VW-Abgas-Skandal, dass die Zulassungstests nicht zu Ende gedacht seien. Die Prüfer mussten sich bisher auf Daten fremder Firmen und der Autohersteller verlassen, die es zukünftig zu vermeiden gelte. So fordert der TÜV, bei der Zulassung neuer Modelle an allen Test beteiligt zu werden. Auch die Einweihung in die Datenerhebung fremder Firmen sollte Bestandteil der zukünftigen Praxis sein. Computersoftware in Wagen sollte prüfbar werden, über die zu prüfenden Neuwagen sollte das Kraftfahrbundesamt entscheiden. Auch die regelmäßige Abgasuntersuchung muss um eine Auspuffprüfung erweitert werden, fordert der TÜV.

Elektromobile profitieren kaum vom Emissionsskandal

Angesichts der aktuellen Emissionsdiskussion mit dem schlagzeilenträchtigen Namen „Diesel-Gate“ mag so mancher Verbraucher denken, dass die elektrische Variante im Kommen und der Absatz hier gestiegen sein müssten. Das ist zumindest für die Umweltfrage und auch für die wirtschaftliche Lage zu hoffen. Nach Aussage von Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) im Gespräch mit auto-presse.de ist der Auto-Export von elektrischen Modellen auch ein Zukunftsmarkt. Seiner Aussage nach wurde der Absatz von elektrischen Autos in Westeuropas auf 43 Prozent gesteigert. Vor allem die Niederlande und Norwegen seien verlässliche Nachfragepartner, ebenso wie die USA. Jedoch seien staatliche Starthilfen in vielen Absatzländern ein Katalysator – der in Deutschland fehle.

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Und das, obwohl die Bundesregierung bis 2020 eine Million Elektroautos auf die deutschen Straßen bringen will. Doch einer aktuellen Studie CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen zufolge kann der Diesel-Skandal hier nicht helfen. Im Gegenteil: Der Autoexperte Prof. Ferdinand Dudenhöfer kommt zu dem Schluss, dass die alternativen Antriebe durch sinkende Dieselpreise keine Chance haben. Demnach ist das Elektroauto keine Rettung für die Automobilindustrie?! Derzeit fahren auf deutschen Straßen rund 29.000 Elektroautos, 12.363 von ihnen wurden in 2015 neu zugelassen.

Schwierige Prognosen: Die Aussichten auf die kommenden Jahre

Mit Prognosen für die kommenden Monate tun sich viele Experten aktuell schwer. Zum einen dämpft die politische angespannte Lage, zum anderen sei die Kaufkraft in Deutschland extrem hoch. Die niedrigen Dieselpreise helfen dem Autoabsatz insgesamt – lediglich die Elektrosegmente können davon nicht profitieren. Hier prophezeien die Experten einen weiteren Rückgang des Absatzes – vor allem innerhalb des Landes. Insgesamt würde aber mit einem positiven Automarkt für 2016 gerechnet. Der Zentralverband Deutsches KFZ-Gewerbe geht für 2016 ebenfalls von 3,2 Millionen Neuzulassungen aus. Die Forderung des TÜV nach mehr Transparenz in der Neumodellzulassung sei nach eigenen Angaben auf positives Echo gestoßen – sowohl auf Bundesamtsebene als auch in der Automobilwirtschaft. Ob Änderungen kommen werden, bleibt abzuwarten. Der Volkswagenkonzern hat unter der neuen Unternehmensleitung eine umfassende Aufklärung beschlossen. Hier zumindest soll es mehr Transparenz geben. Sowohl der Skandal wird auch 2016 die Schlagzeilen füllen, als auch das Ziel von einer Million Elektroautos auf deutschen Straßen wird immer fraglicher – mit Anbruch 2016 wird die Zeit immer knapper.

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Artikelbild: © duallogic / Bigstock.com