Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 insgesamt eine Million Elektroautos auf seine Straßen zu bringen. Die Zielmarke war von Anfang an ehrgeizig. Experten bezeichneten es sogar als unmöglich zu erreichen – zumindest in einer so kurzen Zeit.
Die aktuelle Anzahl von E-Autos in Deutschland
Insgesamt 44,4 Millionen Pkw sind auf Deutschlands Straßen unterwegs (Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt (KBA); Stand: 1. Januar 2015). Davon besitzen 107.754 einen Hybrid- und 18.948 einen Elektroantrieb. Beide Marktbereiche haben im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs erfahren (+25,9 % und +55,9 %). Doch der Weg zu einer Million Elektroautos ist noch sehr lang und steil.
Fahrzeuge mit einem alternativen Antrieb stellen in Deutschland derzeit eine Randgruppe dar. Den größten Anteil am gesamten Fahrzeugbestand haben die Fahrzeuge mit Flüssiggas (494.148). Erdgas-Pkws kommen auf einen Fahrzeugbestand von 81.423.
Entwicklung und Chancen der E-Mobilität
Trotz der bis dato schwachen Absatzzahlen für E-Autos sehen viele Menschen großes Potenzial. Im Dezember 2012 wurde eine internationale Studie zu den Chancen und der Entwicklung der E-Mobilität veröffentlicht (PDF; 11,1 MB). Laut der von der Universität Duisburg-Essen (UDE) im Auftrag der EU erstellten Studie soll die Branche bis 2030 insgesamt 150.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Weiterhin sollen im Jahr 2030 innerhalb der Europäischen Union die Anzahl der Neuzulassungen von E-Autos größer als 30 Prozent sein.
Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) äußerte sich 2014 zu den Chancen der Elektromobilität. Ein Fördergesetz soll die Chancen dieses Marktes verbessern, wie aus einem Interview mit dem Tagesspiegel hervorgeht.
Neue Technologien haben sich immer durchgesetzt, wenn ihr Mehrwert überzeugend und erkennbar war – nicht wenn Verbote dazu führen sollten. Das Gleiche gilt für die Elektromobilität. Die Technologie ist erstklassig. Jetzt wollen wir sie mit Privilegien ausstatten, damit sie für die Autofahrer im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen einen zusätzlichen Vorteil bieten. Diese Botschaft ist offenbar noch nicht angekommen. Das ist auch ein Auftrag an die Hersteller. Wer die Antriebstechniken der Gegenwart erfunden und ihnen zum Durchbruch verholfen hat, muss dies auch bei den Technologien der Zukunft schaffen. Die Politik kann aber dazu beitragen, dass die Attraktivität der E-Autos steigt.
Mehr und mehr Menschen haben erkannt, dass die Elektromobilität alleine – aller Vorteile zu trotz – sich nicht durchsetzen kann. Nun fordern auch die Länder steuerliche Anreize für E-Autos. Am 10. Juli 2015 beschloss der Bundesrat einen entsprechenden Gesetzentwurf (elektroauto-news.net berichtet). Der Entwurf richtet sich jedoch an den betrieblichen Bereich, da für Elektrofahrzeuge und Ladevorrichtungen eine Sonderabschreibung gelten soll. Auf diese Weise wird versucht, Unternehmen zu entsprechende Investitionen zu bewegen.
Bereiche, wo Elektroautos sich bereits durchsetzen
Auch wenn noch nicht so viele Elektroautos auf Deutschlands Straßen fahren, wie es sich die deutsche Bundesregierung wünschen würde, setzen sich die Fahrzeuge in bestimmten Bereichen dennoch durch. Einer dieser Bereiche ist das Carsharing. Bis dato fristete diese Branche ein Nischendasein und wurde von Skeptikern als Produkt für Umweltaktivisten bezeichnet. Das Geschäft boomt jedoch seit Jahren. Weltweit gibt es bereits mehrere Millionen Nutzer. Ende 2013 gab es über drei Millionen Nutzer. Berlin gilt inoffiziell als die Carsharing-Hauptstadt der Welt. Hier stehen Interessierten mehr als 2.350 Fahrzeuge zur Verfügung. Nun wird das Geschäft von Elektroautos aufgemischt, die dem ohnehin bereits grünen Konzept das endgültige Öko-Siegel aufdrücken. Inzwischen gibt es laut dem Bundesverband CarSharing über eine Million Nutzer in Deutschland. Mit immer neuen Carsharing-Modellen sollen in den kommenden Jahren weitere Nutzer hinzukommen.
Sowohl das Carsharing als auch das Elektroauto verbindet das Konzept der Umweltfreundlichkeit. Diese soll in den kommenden Jahren auch Privatanwender dazu bringen, ein solches Fahrzeug in Erwägung zu ziehen. Die derzeit große Nachfrage nach Carsharing-Angeboten in Verbindung mit einem verstärktem Umweltbewusstsein legen den Schluss nahe, dass diese mehr und mehr Interesse an nachhaltiger Mobilität zeigen.
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