Die Investition in Gold gilt seit Jahren als sicher. Während der Kurs von Euro und US-Dollar wie eine Achterbahn rauf und runter geht, bleibt der Preis für Gold relativ stabil. Diese Woche sorgte das Edelmetall dennoch für einen Schock unter den Anlegern, als der Kurs innerhalb von wenigen Stunden um 100 Dollar pro Unze sank. Dennoch gilt die Bilanz des Goldes langfristig als bestechend.
Warren Buffett, ein legendärer Investor, ist kein großer Fan des Edelmetalls als Geldanlage. Seit der Preis für Gold gesunken ist, musste das Edelmetall den langzeitigen Ruf als sichere Anlage einbüßen. Buffett sagte in seinem jährlichen Brief an Investoren Ende Februar, das er nicht viel von dem Edelmetall Gold als Anlagequelle hält. Seinen Angaben zufolge sollten Anleger Gold meiden, denn der Nutzen des Metalls sei begrenzt. Des Weiteren begründet er seine Empfehlung damit, dass viele Goldkäufer davon ausgehen, dass immer mehr Anleger aus Angst investieren und Gold aus diesem Grund teurer wird.
Ein gutes Investment sieht laut Buffett anders aus. Experten weisen dennoch darauf hin, dass Gold in Krisenzeiten seit 11 Jahren einen guten Werterhalt besitzt und sich in diesem Zeitraum stets verteuert hat. Auch in diesem Jahr ist der Goldpreis um 8 Prozent gestiegen. Angesichts des starken Preisfalls diese Woche fühlen sich allerdings Goldkritiker wie Buffett bestätigt.
Die 11-jährige Gold-Rallye
Die Zweifel, dass der Goldpreis seit 11 Jahren bereits zu hoch ist, vermehren sich in letzter Zeit immer mehr. Gold-Fans rutschte Ende Februar das Herz in die Knie. Nach einem anfangs guten Start viel der Kurs des Edelmetalls plötzlich wie ein Stein 100 US-Dollar abwärts. Ende 2011 gab es einen ähnlich drastischen Einsturz. Für beide Preissturze wahren Finanzinvestoren verantwortlich, die ihre Gold-Positionen glattgestellt hatten. Leider ist es nicht immer einfach zu identifizieren, warum sich Spekulanten zum Ausstieg entscheiden. An jenem Mittwoch waren es die Worte, die Ben Bernanke, ein US-amerikanischer Ökonom und Notenbankchef, nicht sagte. Bei einer Anhörung kündigte er nicht eine erwartete neue Geldspritze an. Dies reichte aus, um den US-Dollar zu stärken und gleichzeitig das Gold zu schwächen.
Das Edelmetall verhält sich, wie man am obigen Beispiel gut erkennen kann, mehr wie eine Währung als ein Rohstoff. In den 1980er und 1990er Jahren trennten sich viele Sparer von ihrem Gold. Sie gingen davon aus, dass das Edelmetall als Absicherung gegen Geldentwertung nicht mehr benötigt würde. Gleichzeitig versuchten die Notenbanken die Stabilität der Papier-Währung stärker zu sichern. Damit schien die Inflation allemal besiegt. Heute wird der scheinbare Erfolg von damals immer mehr hinterfragt. Der scheinbare Wohlstand scheint auf zahlreiche Schulden aufgebaut zu sein. Im Jahr 1990 wurden 5 Billionen Dollar mit Finanzderivaten gehandelt, 2011 lag der Handel bei 700 Billionen Dollar, eine Zunahme um Faktor 140.
Gleichzeitig ist die Weltwirtschaft im selben Zeitraum von 22 auf 69 Billionen angewachsen. Derzeit ist der Anteil des gelben Metalls am Sparkapital relativ gering. Laut der US-Bank JP Morgan nur 4 Prozent des Gesamtvermögens aller Menschen in Gold investiert. Dieser Anteil lag 1982 noch bei 17 Prozent. Der größte Edelmetall-Halter ist nach wie vor die US-Notenbank, die sich nie von ihren Beständen getrennt hat. In ihren Tresoren schlummern 8.134 Tonnen Gold. Zusammen besitzen all Zentralbanken etwa 30.900 Tonnen und somit ein Fünftel des seit der Antike geförderten Goldes.
200-Tage-Linie durchbrochen
Aufgrund der Debatte um den griechischen Schuldenschnitt am Dienstag (06.03) gerieten nicht nur die Aktienkurse unter Druck, auch die Rohstoffpreise fielen. Dabei durchbrach der Goldpreis die 200-Tage-Preislinie. Viele Anleger setzen auf genau diese Chart-Indikatoren und gerieten dadurch in Alarm. Der Silberpreis fiel ebenso stark wie seit Ende Januar nicht mehr. Bisher war Silber der Preisführer unter den Edelmetallen.
Seit Jahresanfang liegt das Edelmetall mit fast 20 Prozent im Plus. Aufgrund der immer größer werdende Risikoscheu der Investoren wird deutlich, dass selbst die so sicher geltenden Edelmetall Gold und Silber in Krisenzeiten keine sicheren Anlagen sind. Dieser Ansicht ist auch der Rohstoffanalyst der Commerzbank Carsten Fritsch (Interview). Seiner Analyse zufolge wird es in puncto Goldpreis in den folgenden Wochen eine „Seitwärtsbewegung“ geben. Durch das gesunkene Preisniveau werden nun wieder neue Käufer erwartet.
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