Geräte zur Stimulation der Muskel mithilfe von Elektrizität gab es schon zu Zeiten von Bruce Lee, als die Martial-Arts-Legende Kung Fu Filme drehte. Der Einsatz der Elektro-Muskel-Stimulation wird seit Jahren in der Reha genutzt. In letzter Zeit nutzen aber auch immer mehr Sportler die Technologie, um ihrem Muskelaufbau zu fördern und die Regeneration zu stimulieren. Die sogenannte Elektro-Muskel-Stimulation, kurz EMS, kontrahiert Muskel durch Strom. Ist der neue Trend auch für Kraftsportler interessant?
Einfach und dennoch effektiv
Die Gerüchteküche rund um die EMS brodelt sehr stark. Böse Münder behaupten, dass man nach einer EMS-Session den schlimmsten Muskelkater aller Zeiten erlebt. Übertrieben sind die Gerüchte durchaus, denn am nächsten Tag spürt man definitiv keine Schmerzen, zumindest noch nicht. Die Idee hinter der Elekro-Muskel-Stimulation ist denkbar einfach: Es ist eine neuartige Form von Fitnesstraining. Mithilfe von niederfrequentem Reizstrom werden die Muskeln im Körper kontrahiert und somit trainiert. Dabei muss der Patient nicht viel mehr als Liegestützen, leichte Kniebeugen oder Bauchmuskelübungen machen. Eine Trainings-Session dauert je nach Anbieter um die 20 Minuten. Durch die enorme Nachfrage nach EMS eröffnen in den großen Städten Deutschlands immer mehr EMS-Studios. Berufstätige sind von dieser neuartigen Trainingsform begeistert, da sie wenig Zeit in Anspruch nimmt und dennoch effektiv ist. Dennoch ist das Vergnügen nicht ganz billig, je nach Vertragsabschluss und EMS-Studio werden etwa 20 Euro pro Wochefällig.
Fit werden mit EMS und Trainer
Wie auch bei Yoga wird jeder Teilnehmer des EMS-Trainings von einem ausgebildeten Trainer begleitet. Vor der ersten Session startet das Training mit einer gründlichen Einführung. Anschließend müssen die Teilnehmer eine Art Funktionswäsche anziehen, über die eine Weste sowie Gurte an den Beinen und Armen befestigt werden. Über Kabel wird die gesamte Einheit mit dem Hauptgerät verbunden. Das Training dauert in der Regel nur 20 Minuten, was auf den ersten Blick nach einem Kinderspiel klingt. Der Trainer bedient die Knöpfe an dem Gerät und leitet 4 sekündige Reizströme in dieNeoprenanzüge. Je stärker der Strom und die Spannung, umso höher auch die Wirkung. Pausen gibt es während der Trainingszeit mehrere, jedoch dauern diese nur 4 Sekunden an. Unter Strom wird es schwierig, scheinbar normale Körperbewegungen wie das Anheben von Armen und Beinen zu absolvieren.
Trainingseinheiten nicht übertreiben
Nach den ersten Sessions wird jeder Teilnehmer einen leichten Muskelkater verspüren und ermüdet sein. Dafür war der Zeitaufwand allerdings viel geringer, als beispielsweise beim Joggen. Laut Dr. Heinz Kleinöder, der den Bereich Kraftdiagnostik und Bewegungsforschung am Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik der Deutschen Sporthochschule leitet, konnte er nachweisen, dass mit EMS die Kraft und Schnelligkeit verbessert wird. Dennoch warnt der Experte vor einer Überbelastung durch zu kurze Abstände, zu wenigen Pausen und zu langen Trainingseinheiten. Dies führe seinen Angaben zufolge nicht zu besseren Ergebnissen, sondern würde die Regenerationszeiten lediglich verlängern und habe somit einen negativen Einfluss auf das Gesamttraining. Der Wissenschaftler rät zudem davon ab, EMS als einzige Trainingsform zu nutzen, sondern sie in Kombination mit anderen Krafttrainingsformen zu nutzen.
EMS für Bodybuilder
Bleibt nun die Frage zu klären, ob EMS auch für Bodybuilder interessant ist. Die Elektro-Muskel-Stimulation sollte für jeden Menschen interessant sein, der aufgrund diverser Faktoren wenig Zeit zum Trainieren hat. In diese Kategorie fallen besonders Hausfrauen und Mütter, deren Familie viel Zeit beansprucht sowie Geschäftsmänner, die viel Zeit auf der Arbeit verbringen. Dennoch könnte EMS auch für Bodybuilder interessant sein, da sie ihr herkömmliches Training mit der Elektro-Muskel-Stimulation kombinieren können, um die Muskeln zusätzlich anzuregen. Abschließend sei gesagt, dass die Elektro-Muskel-Stimulation alleine nicht die gewünschten Effekte bringen wird, dazu sind die Trainings-Sessions mit einer Dauer von nur 20 Minuteneinfach zu kurz. In Kombination mit den gängigen Sportarten wie zum Beispiel dem Joggen kann EMS allerdings sehr positive Ergebnisse liefern und ist für nahezu jede Altersgruppe interessant.
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