Im Sommer 2009 sorgte ein 40-sekündiger Handyfilm auf YouTube, der Tod einer jungen Iranerin dokumentierte, für Aufstand im Internet. Laut der Internet-Community wurde die junge Frau von einem Scharfschützen erschossen worden sein, dies ist im Video allerdings nicht zu sehen. In der Nähe des Revolutionsplatzes stirbt ein iranisches Mädchen namens Neda im Zentrum von Teheran innerhalb weniger Sekunden in den Armen ihrer Freunde. Versuche, die Blutungen zu stoppen, bleiben erfolglos. Innerhalb weniger Minuten wird der Videoclip über YouTube und Twitter verbreitet. Sie wird zum Symbol des Widerstandes und gibt dem Aufstand ein Gesicht, einen Namen.
Der Tod von Neda – eine erschreckende Realität
Ob das Video tatsächlich den Tod einer jungen Iranerin dokumentierte, ist schwer zu sagen. Dennoch wurde Neda Agha-Soltan (persisch: ندا آقا سلطان) zur Märtyrerin der Opposition in Iran. Mit ihrem Tod zeigte sie die Brutalität des Regimes und der heutigen Welt, in der wir leben. „Ich bin Neda“ wurde über Nacht zu einem Slogan der Protestbewegung. Erstmals tauchte der Film an einem Samstag in den sozialen Netzwerke Facebook und Twitter im World Wide Web auf. Er wurde sofort massiv verbreitet. YouTube versuchte den brutalen Film zu blockieren. Der Film wurde jedoch immer wieder von User-Gruppen hochgeladen. Ein angeblicher Zeuge postete einen Kommentar beim YouTube-Video. Demnach habe sich die Szene um 19.05 Uhr Ortszeit am Karekar-Boulevard in Teheran ereignet. Die junge Frau habe zusammen mit ihrem Vater die Proteste beobachtet und wurde von der Kugel eines Scharfschützen ins Herz getroffen.
Die Jeanne d’Arc des Iran
Am Sonntagmorgen war die Märtyrerin bereits auf den fünften Platz der weltweit am meisten kommentierten Themen auf Twitter aufgestiegen. Damit wurde sie zur Jeanne d’Arc des Iran. Ein User aus Teheran zwitscherte im sozialen Netzwerk Twitter: „Es brauchte nur eine Kugel, um Neda zu töten. Es braucht nur eine Neda, um die iranische Tyrannei zu stoppen„. Im Laufe des Tages änderten zahlreiche User ihre Profil-Bilder im Gedenken der iranischen Frau. Wo ehemals ihr Profilbild zu sehen war, stand nun „Für immer Neda“. Andere Profilbilder zeigten ein gebrochenes Herz in der grünen Protestfarbe. Aufgrund der immensen Zensur konnte bis heute nicht nachgewiesen werden, ob der Videoclip echt oder nachgestellt war. Vieles spricht allerdings dafür, dass sie tatsächlich auf tragische Weise gestorben ist. Farhad Mortaz, ein iranischer Blogger, nannte in seinem Blog weitere Details zu ihr. Demnach war die 27-Jährige zusammen mit ihrem Professor und Kommilitonen in Teheran, um zu demonstrieren. Ein Schütze der Bassidsch-Miliz habe sie gezielt erschossen. Vor Ort befand sich ein Arzt, der versuchte sie zu retten. Die Kugel sei allerdings in ihrem Brustkorb explodiert, sodass sie innerhalb von zwei Minuten starb.
Abgesagte Gedenkveranstaltung
Einen Tag nach dem Tod der jungen Iranerin wurde sie auf dem Zentralfriedhof Behesht Zahara beerdigt. Eine Gedenkveranstaltung gab es allerdings nicht. Diese sollte am selben Abend in der Nilufar-Moschee im Stadtteil Abbas Abad stattfinden, wurde allerdings abgesagt. Die heftige Reaktion des Todes der jungen Neda hat nicht nur einen ästhetischen, sondern auch einen politischen Grund. Eine aufstrebende, junge Frau, die Freiheit sucht, ist das Opfer des Regimes Ahmadinedschad. Dass eine Frau, zudem Studentin, zu einer Ikone wurde, ist nicht überraschend. Wenn über islamische, arabische und persische Länder gesprochen wird, geht es oftmals um die Situation der Frau, ihrer Bildung und privaten Rechte. So hat auch die Protestbewegung im Iran ein weibliches Gesicht. In diesem Sinne hat eine erschossene Studentin mehr Bedeutung als ein erschossener Student.
Der Film
Nachdem im Jahr 2010 ein Dokumentarfilm „For Neda“ auf HBO ausgestrahlt wurde, soll bei der diesjährigen Filmveranstaltung in Cannes der Film „I am Neda“ als einer von drei Kurzfilmen gezeigt werden. Der Kurzfilm wurde von der Schauspielerin und Filmproduzentin Nicole Kian Sadighi produziert. Die Geschichte handelt von Neda Agha-Soltan, die im Jahr 2009 bei einem Protest in Teheran von einem Sniper gezielt erschossen wurde. Ihr Tod löste weltweite Empörung gegen das iranische Regiem aus. Ihr Schicksal hat im Lauffeuer Millionen Menschen weltweit berührt. Das Internet fungierte als Medium, das den tapferen Tod der jungen Frau würdigte. Bereits am Dienstagmittag nach dem ihrem Tod am Samstag zeigte die Suchmaschine Google beim Suchbegriff „Neda Agha-Soltan“ mehr als 63.000 Treffer. Im Internet wurde zudem ein Gedicht verbreitet. Es ist eine Hommage, ein Totengebet die junge Frau, die in Teheran unbewaffnet erschossen wurde und der anschließend eine ordentliche Trauerfeier untersagt wurde.
http://youtu.be/-wA3WA3EaIQ
Artikelbild: Creative Commons by garryknight / Flickr.com