Die aktuelle Studie des Robert-Koch-Institutes heißt „Krebs in Deutschland“ und befasst sich wiederkehrend alle zwei Jahre mit den Daten zu Krebs-Neuerkrankungen, Behandlungsverläufen und Sterberaten; unterteilt nach den einzelnen Krebsarten. Damit lassen sich regelmäßig die Wirkungen von Diagnosemethoden und Behandlungsmaßnahmen, sowie der anzunehmende Trend der Krebszahlen statistisch erfassen. Für 2020 werden im Vergleich zu 2015 über 3000 mehr neue Krankheitsfälle von Prostatakrebs erwartet.
So werden Krebsdaten erhoben
Gesammelt werden die Zahlen zu Diagnosen und Krankheitsverläufen durch ein bundesweites System der Krebsregistrierung. Die behandelnden Ärzte geben anonymisiert die Daten ihrer Krebspatienten an die Krebsregistrierungsstellen des jeweiligen Bundeslandes weiter. Nicht nur die Neuerkrankungen sind bei den Krebszahlen zu betrachten, sondern auch die Prognosen für Betroffene und die Überlebensraten von Erkrankten. Gerade beim Prostatakrebs lassen sich Schweregrad und Prognose international gut mit diesen Informationen zum Gleason-Score einordnen.
Nicht alle Länder erheben die Patientendaten vollständig und geben sie an die Sammelstellen weiter. Daher kommt es vor, dass bis zu zwanzig Prozent der Krebs-Fälle pro Bundesland nicht vollständig in die Auswertung einbezogen werden können. Bis zum Ende des Jahres 2020 sollen diese Lücken geschlossen sein. Die aktuelle Auswertung der vorliegenden Daten der letzten Jahre hat das Robert-Koch-Institut nun veröffentlicht – die Ergebnisse zeigen verschiedene Tendenzen.
Die Besonderheit des Geschlechtes
In den Hochrechnungen legt die Publikation der DGHO (Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie) sogar bis zum Jahr 2025 Prognosen vor. Bei den allgemeinen Krebs-Zahlen wird es demnach bei den Männern in 2025 etwa 34.000 Neuerkrankungsfälle mehr geben als 2014. Das entspricht einem Anstieg um 15 Prozent. Bei den Frauen wird in dieser Zeit mit 8 Prozent mehr Krebs-Neuerkrankungen gerechnet – das sind 18.000 neue Fälle. Bei Männern ist Prostatakrebs am häufigsten. Aber auch seltene Arten, wie Brustkrebs bei Männern, kommen vor.
Dass Frauen an Krebs neu erkranken, ist nach Angaben des Robert-Koch-Institutes vor allem auf steigende Zahlen durch das Rauchen zurückzuführen. Der Tabakkonsum hat seit 1990 prozentual betrachtet besonders stark bei der weiblichen Bevölkerung zugenommen. Und Zigarettenrauchen ist nach wie vor unter den krebsfördernden Lebensfaktoren unangefochten auf Platz Nummer 1. Eine zunehmende Rolle spielen darüber hinaus Übergewicht und Bewegungsmangel, die Bluthochdruck, hohe Blutfett- und Blutzuckerwerte zur Folge haben und als Risikofaktoren für Männer und Frauen gelten.
Die Rolle des Alters
Die Anzahl der Krebsdiagnosen steigt auch mit zunehmendem Alter der Bevölkerung. Männer sind stärker von der Zunahme der Neuerkrankungen bei Krebs betroffen. Das erklärt sich vor allem aus der Statistik der zu erwartenden Bevölkerungsentwicklung: Männer bilden einen prozentual steigenden Anteil an der älteren Bevölkerung.
Und die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, hängt bei einigen Krebsarten sehr stark vom Alter ab. Besonders bei Prostatakrebs ist die Zahl der Neuerkrankungen aber vor 2016 zurückgegangen. Warum steigt diese nun wieder an? Neben der demografischen Entwicklung gibt es auch Trends in der Diagnostik von Krebs, die statistische Einflüsse haben können.
Steigende Zahlen trotz moderner Methoden
Nicht nur Geschlecht und Alter wirken sich auf das Krebsrisiko aus. Auch die Methoden zur Früherkennung und Diagnose spielen eine Rolle. So wurde beispielsweise bei Prostatakrebs der PSA-Test entwickelt, mit dem per Blutprobe ein Prostata-Antigen ermittelt wird. Der Test wird allerdings nicht von den Krankenkassen finanziert, sondern muss aus eigener Tasche gezahlt werden. Die Studie belegt einen Rückgang der Nutzung des PSA-Tests in den letzten Jahren.
Gründe dafür liegen im umstrittenen Nutzen des Verfahrens und den schwer interpretierbaren Aussagen dieses PSA-Wertes. Allerdings ist damit zu rechnen, dass mit abnehmenden Test-Zahlen auch der Anteil an Männern sinkt, bei denen frühzeitig Vorstufen von Prostatakrebs erkannt und behandelt werden können.
Hoffnungsvoll stimmt, dass mindestens 37 Prozent aller Krebs-Neuerkrankungen auf vermeidbare oder beeinflussbare Faktoren zurückzuführen sind. Ein gesunder Lebensstil kann also bei steigender Lebenserwartung das allgemeine Krebsrisiko senken.
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