Der Weg in die Selbstständigkeit ist für viele Menschen ein Ausweg aus dem Gefängnis des klassischen Jobs, wo sie an eine Firma und deren Spielregeln gebunden sind. Es gibt viele Menschen, die mit ihrem aktuellen Beruf nicht unbedingt unzufrieden sind, sie wünschen sich jedoch mehr. Sie sind davon überzeugt, mehr zu können – das ist aber in ihrer aktuellen Position nicht möglich. Folglich entscheiden sie sich für die Selbstständigkeit. Doch auch das Leben als eigener Chef will überlegt sein, denn es hat nicht nur Vorteile.
Ist die Selbstständigkeit etwas für mich?
Die Anzahl der Selbstständigen nimmt laut den Angaben des Statistischen Bundesamtes seit Jahren zu. 2005 gab es in Deutschland 4.080.000 Selbstständige, sechs Jahre später bereits 4.405.000 Millionen. Berlin führt mit einer Selbstständigenquote von 13,90 Prozent die Topliste Deutschlands an, gefolgt von Brandenburg (12,70 Prozent) und Schleswig-Holstein (12,60 Prozent). Die Selbstständigenquote ist in Sachsen-Anhalt, Bremen und Saarland am geringsten (Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder).
Für Interessierte, die sich selbstständig machen möchten, sind diese Statistiken unbedeutend. Tatsächlich verspricht der Schritt in die Selbstständigkeit wirtschaftliche Chancen, berufliche Perspektiven und eine persönliche Erfüllung. Doch in der heutigen wettbewerbsorientierten Wirtschaft gibt es keine Garantie, dass dieser Schritt automatisch belohnt wird. Nur derjenige, der die notwendigen Voraussetzungen mitbringt, sprich er ist determiniert, fleißig und kann mit Herausforderungen umgehen, besitzt aber auch ein durchdachtes Unternehmenskonzept, wird erfolgreich sein.
Folgende Voraussetzungen sollte ein Selbstständiger besitzen:
- fachliche, kaufmännische sowie unternehmerische Kompetenz
- geistige und körperliche Fitness
- Kreativität, Lernfähigkeit und Kontaktfähigkeit
- eventuell finanzielles Polster für Gründungsphase
- Unterstützung durch Familie und Freunde
Sollten nicht alle Voraussetzungen erfüllt sein, besteht nicht automatisch ein Grund aufzugeben. Gerade in fachlicher Hinsicht können Interessierte viel nachholen oder durch harte Arbeit und Erfahrung verbessern. Wem aber Punkt zwei und drei fehlen, für den wird es schwierig. Denn diese Punkte sind Aufgaben, die bisher der Chef übernehmen musste.
Besteht eine Meisterpflicht für Gründer?
Abseits der zuvor beschriebenen Voraussetzungen gibt es für bestimmte Handwerksberufe Anforderungen in puncto Qualifikation. Bei einigen besteht die Meisterpflicht, andere sind zulassungsfrei.
Ein Ausweg aus der Meisterpflicht besteht darin, jemanden mit Meistertitel einzustellen. Gemäß § 7 Abs. 2 der Handwerksordnung gibt es aber auch andere Ausbildungen, die denselben Grad wie den des Meisters erfüllen.
Grundsätzlich unterscheidet man folgendermaßen zwischen den einzelnen Handwerksberufen:
Handwerksberufe mit Meisterpflicht
Zu den Berufen mit Meisterpflicht gehören heute 41 Berufe statt früher 94. Dazu gehören unter anderem:
- Betonbauer, Maurer, Luftheizungs- und Ofenbauer, Dachdecker, Zimmerer
- Straßenbauer, Schallschutz-, Kälte- und Wärmeisolierer, Brunnenbauer
- Steinbildhauer und Steinmetz, Maler und Lackierer, Stuckateur
- Schornsteinfeger, Gerüstbauer, Metallbauer, Chirurgiemechaniker
- Fahrzeug- und Karosseriebauer, Zweiradmechaniker, Feinwerkmechaniker, Informationstechniker, Kälteanlagenbauer, Kraftfahrzeugtechniker, Landmaschinenmechaniker
- Installateur, Heizungsbauer, Klempner
Die Handwerksnovelle von 2004 hat maßgeblich beigetragen, dass heute viele Berufe auch ohne Meister ausgeübt werden können.
Zulassungsfreie Handwerksberufe
Des Weiteren gibt es einige zulassungsfreie Handwerksbetriebe, wie zum Beispiel:
- Fliesen-, Mosaik- und Plattenleger, Terrazzo- und Betonsteinhersteller, Estrichleger, Apparate- und Behälterbauer
- Graveur, Uhrmacher, Galvaniseur, Metallbildner, Glocken- und Metallgießer
- Rolladen- und Jalousiebauer, Parkettleger
- Drechsler, Holzspielzeugmacher, Modellbauer, Böttcher, Korbmacher, Holzbildhauer
- Schneider, Sticker, Modist
- Kürschner, Segelmacher, Sattler, Raumausstatter, Feintäschner
Handwerksähnliche Gewerbe
Betriebe, die den Handwerksberufen ähneln, benötigen ebenfalls keinen Meister, um selbstständig zu sein:
- Bodenleger, Asphaltierer und Fuger
- Rammgewerbe, Bautenschutz- und Holzgewerbe
- Betonbohrer und -schneider
- Ausstattungs- und Theatermaler
- Metallschleifer und -polierer
Obwohl keine Meisterpflicht gilt, können Interessierte dennoch eine Meisterprüfung ablegen.
Prüfung der Meisterpflicht als Installateur
Auf dem Weg zur Selbstständigkeit als Installateur müssen Interessierte also als Erstes die Meisterprüfung ablegen. Was genau auf Installateure zukommt, können diese hier in der InstallateurHeizungsbauerMstrV nachlesen.
Nach der bestandenen Prüfung müssen Installateure einige Dinge in puncto Genehmigung, Erlaubnis sowie Zulassung zur Gründung berücksichtigen. Grundsätzlich wird bei der Selbstständigkeit zwischen erlaubnispflichtigen und erlaubnisfreien Geschäften unterschieden:
- Erlaubnispflicht: Hierzu gehört zum Beispiel der Betrieb von Privatkrankenanstalten, Spielhallen, das Reisegewerbe oder auch Versicherungsvermittler. Eine Übersicht über die erlaubnispflichtigen Tätigkeiten sind auf dieser Seite zu finden.
- Erlaubnisfrei: Wenn keine Erlaubnis nötig ist, was bei einem Installateur nicht zutrifft (Erlaubnis nach Handwerksordnung Anlage A, Nr. 24), kann man sich direkt an das Gewerbeamt wenden.
Ein Installateur muss sich folglich an die örtlich zuständige Handwerkskammer wenden.
Berufsaussicht als selbstständiger Installateur
Je nach gewähltem Tätigkeitsfeld übernimmt der Installateur Führungs- und Fachaufgaben im Bereich Planung, Inbetriebnahme, Installation sowie Reparatur von sanitären und heizungstechnischen Einrichtungen. Eine Spezialisierung dieses Berufsbild sind Notdienste, die auch in dringenden Fällen tätig werden, um zum Beispiel gestörte Gasgeräte zu reparieren. Als Selbstständiger kann man mit einem Notdienst einen gewissen Kundenkreis aufbauen, da man innerhalb kurzer Zeit viele Menschen kennenlernt, die in absehbarer Zeit neue Aufträge aufgeben werden. Diese Spezialisierung des klassischen Installateurs bringt in vielen Fällen größere Erfolgsaussichten als die klassische Tätigkeit.
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